Energiewende - anders als gedacht

Kommentar von Ludwig Mayrhofer, Obmann des Biomasseverbandes Oberösterreich.

„Die Beweggründe der Akteure, weshalb über die Energiewende nachgedacht wird, könnten unterschiedlicher nicht sein.“

 

Dass wir uns über die künftige Energieversorgung Gedanken und Sorgen machen sollten, ist mittlerweile den allermeisten Menschen bewusst – doch die Beweggründe, weshalb nachgedacht wird, könnten unterschiedlicher kaum sein. Wenn die weltweite Energieversorgung in den nächsten Jahrzehnten völlig umgestellt wird, bleibt buchstäblich kein Stein auf dem anderen.

 

 Die großen Energieversorger haben das erkannt und betreiben enormen Lobbyismus für ihre Vorstellung eines Energiesystems. Für sie ist eine Zeit des Einflüsterns, Gutachtens und Studienerstellens und der Prophezeiung eines weltweiten Blackouts angebrochen. Auf ein Nachdenken über Alternativen mit letzter Konsequenz wartet man vergebens. Dies ist natürlich irgendwie verständlich, wenn man sich bis heute „nur“ um die Sicherstellung der Energieversorgung kümmern musste – woher die Energieressourcen kamen, war zweitrangig.

Gewisse Parallelen sehe ich in der Land- und Forstwirtschaft, die bislang „nur“ als Nahrungsmittel- bzw. Holzproduzent agierte und wahrgenommen wurde. Ein Drohen mit dem Weltuntergang können wir uns nicht leisten! Außerdem würde es uns sowieso keiner glauben. Was wir jedoch tun sollten und können, ist die sich ergebenden Chancen im Bereich der erneuerbaren Energien zu nutzen. Das Wichtigste dabei ist, dass wir alle an einem Strang ziehen. Damit meine ich auch die Bevölkerung, die wir aber noch mehr als Partner gewinnen müssen, indem wir ihnen die Wichtigkeit unseres Werkens für eine nachhaltige und ökologische Energieversorgung verständlich erklären. Allerdings ist mit Stammtischpredigten und Artikeln in Fachzeitschriften die Überzeugungsarbeit noch lange nicht getan. Wir müssen unsere Wärmekunden zu Botschaftern für die Biomasse machen, damit die Bevölkerung uns als unverzichtbaren Bestandteil einer nachhaltigen Energieversorgung erkennt. Und um das zu erreichen, kann jeder einzelne von uns seinen Beitrag leisten. Schaffen wir das nicht, werden wir zwischen Konzernen und Regierungen zerrieben und bleiben auf die Ewigkeit „nur“ Urproduzenten und vergeben diese einmalige Chance auf Diversifizierung.

Unsere bäuerlichen Vorzeigeprojekte mit Biomasse-Heizwerken und anderen erneuerbaren Energien sind vielerorts gerne gesehen – auch bei den Politikern. Doch plötzlich beanspruchen andere die Kompetenz und Rechtmäßigkeit über die Biomasse-Thematik, mit beispielsweise folgenden Argumenten: Holz sei zu wertvoll zum Verheizen; Photovoltaikanlagen belasten das Stromnetz; Die Holzverstromung sei zu teuer; Und viele Wind- und Kleinwasserkraft-Anlagen werden aus „ökologischen Gründen“ von vornherein abgewürgt. Auf der anderen Seite boxt gerade die Atomlobby in England ein neues Kernkraftwerk durch, Hinkley Point, welches über einen garantierten Strompreis mit unvorstellbaren 108 Milliarden € Steuergeld gefördert wird. Wie sarkastisch! Fördersummen, von denen die gesamte Erneuerbaren-Branche nur träumen kann! Wenn wir ernsthaft die Wertschöpfung im ländlichen Raum halten oder gar stärken möchten, dann braucht die Biomasse-Branche dringend einen Schulterschluss mit allen am Markt beteiligten Akteuren. Denn nur dann werden wir auch in Zukunft lukrative, ökologisch wichtige Projekte erhalten und nicht nur für Sonntagsveranstaltungen herangezogen werden.

Also mein Aufruf: Sperrt eure Heizwerke für Interessierte auf. Beteiligt euch an Diskussionen über Energie. Zeigt allen, welch wichtigen Beitrag ihr für unsere Umwelt und unsere Mitmenschen leistet. Schimpfen und anderen die Schuld zuschieben, bringt uns nicht weiter.

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Ludwig Mayrhofer – Obmann Biomasseverband OÖ

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